Sonntag, 29. Dezember 2013

Flachdach und energetische Sanierung



Bei einem Flachdach kommt es gerne einmal vor, daß das Regenwasser nicht immer dort landet, wo man es gerne hätte, im Regenrohr, sondern z.B. in der Wohnzimmerdecke oder wahlweise auch diversen Wänden. Das Ergebnis sind stockige und schimmlige Stellen und abblätternde Farbe. Hinzu kommt, daß feuchte Wände eine sehr hohe Wärmeleitfähigkeit haben, was unerwünscht ist.

Die Ursache sind meist unsachgemäß ausgeführte Arbeiten, sei es was die Professionalität der Arbeit betrifft, sei es falsches Material für die gegebenen Anforderungen. In aller Regel bleibt dann nur eine Totalsanierung, weil sich die schadhaften Stellen nicht ausmachen lassen oder deren Behebung so aufwendig ist, daß man am besten gleich alles richtig macht.

Mein Konzept im vorliegenden Fall sah ein sogenanntes Umkehrdach vor. Hierbei kann der Untergrund belassen werden, wie vorgefunden und man erspart sich nicht nur dessen Demontage, sondern auch teure Entsorgungskosten. Auf das vorhandene Flachdach werden also, nachdem dieses zuvor gründlich gereinigt wurde, neue, dafür geeignete Schweißbahnen aufgebracht. Da es anschließend mit 20 cm starkem XPS-Material gedämmt werden soll, mauerte ich zunächst eine umlaufende Umrandung auf. Dies auch vor dem Hintergrund, daß das Dach später mit Platten belegt werden und begehbar sein soll. So habe ich die Gewähr, daß alles an seinem Platz bleibt und nichts verrutscht. Außerdem kann ich mir eine unschöne Dachrinne sparen, da das Wasser inseitig dem Fallrohr zugeleitet wird.


Damit auch das aufgemauerte Bord dort bleibt, wo ich das vorgesehen habe, habe ich Edelstahlanker in zuvor gebohrten Löchern verklebt; anschließend werden die Ziegelsteine darauf gesetzt.
Das mag mancher für übertrieben halten, aber mit Zeit, Wind und Wetter wandern selbst ganze Häuser den Hang herunter, wenn das Fundament nichts taugt.


Bevor es weitergeht, müssen bereits diverse Blechnerarbeiten ausgeführt werden. Um Zeit und Kosten zu sparen, habe ich hierzu eine alte Blechbewehrung demontiert und vor Ort umgearbeitet und angepasst.



Vor der Montage wird die Wand aufgeflext und ausgeblasen. Dann wird die Blechschürze mittels Spezialsilikon verklebt und fertig ist der absolut wasserdichte Wandanschluß.




Nachdem das Bord soweit fertiggestellt ist und alle Vorarbeiten erledigt sind, werden die neuen Schweißbahnen aufgebracht. Da diese bei einem Umkehrdach, obwohl als erstes verlegt, die letztendliche Abdichtung bilden, ist diese Arbeit extrem sorgfältig auszuführen. Auf die Schweißbahnen kommen anschließend die Isolierung, eine Fliesschicht, Split und schließlich die Platten, sodaß eine später festgestellte Undichtigkeit eine Katastrophe wäre.



Überweite Überlappungen kosten nur wenig mehr an Material, erhöhen jedoch deutlich die Sicherheit.


Die Schweißbahnen werden seitlich über das spätere Plattenniveau hochgezogen, damit eine absolut wasserundurchlässige Wanne entsteht. Dies ist eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme für den Fall der Fälle, sollte z.B. einmal der Ablauf verstopfen. Bei meiner Dachkonstruktion im Prinzip unmöglich, aber es gibt selten zuviel, meist zu wenig Sicherheitspuffer. Theoretisch kann man jetzt aus dem Dach, bei zugestopftem Ablauf, ein Schwimmbad machen, ohne daß es darunter irgendwo feucht wird.

Bei kritischen oder stärker beanspruchten Stellen werden zusätzlich Vorsorgemaßnahmen wie Eckverstärkungen, doppelte Lagen o.ä. getroffen.


Eckverstärkung


Ablauf mit mehrfachen Verstärkungen und Kantenschutz
 
Zweite, unter die Blechbewehrung geschobene Lage.

Auf die letzte Lage Steine kommt ein Mörtelbord mit Innengefälle, auf das später die Blechbewehrungen geklebt werden.



Hier wird ein weiterer Vorteil des Umkehrdaches deutlich - nachdem die Schweißbahnen aufgebracht sind, ist man weitgehend wetterunabhängig. Das Dach ist dann dicht und man hat keinen Streß mit der Wetterbeobachtung, Dach ab- und aufdecken usw.

Bei den Innenblechen, die ich selbst herstelle, ist besonders wichtig, daß diese niemals scharfe Kanten dort aufweisen, wo sie mit den Schweißbahnen in Berührung kommen. Obwohl alles fest miteinander verklebt ist und Bewegungen durch Wind oder Stoß ausgeschlossen sind, können sonst selbst Mikroverschiebungen durch Temperaturunterschiede über die Jahre zu Scheuerstellen führen. Nachdem diese angepasst wurden, werden sie, vor Verlegung der Dämmung, mit Bord und Schweißbahnen verklebt.





Nun geht es ans Isolieren. Da 20 cm dicke Isolierplatten extrem starr sind, passen sich diese dem Untergrund nicht an. Daher wird, wo erforderlich, mit einer Schüttung ausgeglichen, damit nichts wackelt. Wer sparen will, kann statt recht teurer Spzialschüttungen hierfür auch Sand oder feinen Split nehmen. Dann empfiehlt sich allerdings eine zusätzliche Fliesschicht, damit scharfkantige Körner nicht etwa die Schweißbahnoberfläche beschädigen.
 

Die XPS-Platten werden zurechtgeschnitten und ganz einfach im Nut und Feder Verfahren verlegt.


In alle größeren Fugen wird dann einfach die Dämmschüttung eingefegt.


Anschließend wird überflüssiges Material abgefegt und auf der sauberen Oberfläche das Flies verlegt.


Danach sollten die Fliesbahnen gegen Wind gesichert werden. Später muß ohnehin eine Brandschutzschicht, also z.B. Split, aufgebracht werden, damit ein eventueller Funkenflug die Isolierung nicht beschädigen kann.

Die nächste Bilderserie zeigt dann, wie´s weitergeht.