Donnerstag, 2. August 2018

Dieses wunderschöne und großzügige Badezimmer... Teil 1 und 2

... hatte ich die Ehre, umbauen zu dürfen. Ich bat zwar ausdrücklich darum, mich, wenn es irgendwie ginge, bei der Auftragsvergabe NICHT zu berücksichtigen, aber es kam anders.


Was soll hier schon groß passieren? Alles raus, Standard rein und fertig.
Alles andere ist bei einem "Badezimmer" dieser Kategorie vergebliche Mühe.

Hier möchte man nicht in der Badewanne liegen, mit einem 80-Liter Boiler
über sich. Egal, ob das Ding hält, der Kopf sagt etwas anderes.
Man bekommt Beklemmungen.



Pilze sucht man lieber im Wald, als sie im eigenen Badezimmer zu finden.


Ein "Thron" sollte anders ausschauen.


Das einzig Zeitgemäße ist hier der Rasierapparat.


Und schon ging´s los!






Da es sich um die Erdgeschoßwohnung in einem Vielparteienhaus handelt, Altbau, klar, mussten doch irgendwo die Rohre für Zu- und Abwasser....

Da sind sie ja schon, und noch "jede Menge" zusätzlicher Platz, der einfach großzügig zugemauert wurde. Platz = Möglichkeiten. Hier kann man etwas gestalten, und somit kommt augenblicklich das ORIGINELLE HANDWERK
 ins Spiel.
35 cm in der Tiefe und ca. 60 cm in der Breite.. da geht `was!





Natürlich musste das Ablaufrohr aufgeschnitten und um die gewünschten 
Abzweige ergänzt werden. Hierbei kann man rechtzeitig einen Aushang
anbringen oder hoffen, daß für 10 Minuten gerade kein anderer
Mitbewohner die Toilette benutzt.

Alles eingebaut und Glück gehabt.


Wie man´s nimmt, denn es reicht weder für eine Duschrinne, noch für 
ein modernes Wand-WC. Die zuvor vorgenommene Messung
deutete zwar schon darauf hin, daß die Gefälle bzw.
Höhenunterschiede nicht ausreichend sind, aber bevor man wegen 
weniger Zentimeter das einbetonierte, alte Abflussrohr freilegt,
schaut man, ob´s nicht doch reicht.


Das Abwasser des Duschablaufes hätte bergauf fließen und das WC hätte man
so hoch hängen müssen, daß sich vielleicht ein 2,40 Meter Riese darüber gefreut hätte, nicht
aber ein normaler Erwachsener, für den das Bad ja schließlich gebaut wurde.
 

Jetzt mal alle wegschauen, die es mit der Gewährleistung usw. allzu genau nehmen.
Es half alles nichts - zum einen musste das eingegossene Altrohr doch freigelegt werden,
und dies extrem vorsichtig, zum anderen musste ich ein spezielles Zwischenstück
konstruieren, weil es dieses nicht zu kaufen gibt, zumal hier noch Winkelachsen
zu berücksichtigen sind, weil die Frischwasserzuleitung dies zwingend 
erfordert.


Hier wurde mit 2K-Knetmasse und 2K-Klebstoff gearbeitet. Das Konstrukt ist
sehr robust und absolut dicht. Wichtig ist auch, daß die Innenseite vollkommen
glatt ist und nichts in das Fallrohr hineinragt.


Jetzt passt alles, die Höhen stimmen.
Der Boden wurde aufgestemmt und das alte, ca. 25 cm lange Zwischenstück
wurde entfernt und durch das Konstrukt ersetzt.
Viel Arbeit, aber anders hätte sich das gewünschte Bad - mit bodenebener Dusche
und Wand-WC - nicht verwirklichen lassen.
Es ist somit das Schlüsselstück für das neue Badezimmer.


Es gab allerdings noch mehr zu tun, z.B. die Wände für´s Verfliesen vorbereiten.
Dabei bemerkte ich auf einmal, daß sich der Deckenanstrich löste.
Naja,  "Anstrich".. hier kamen diverse Anstriche mit einigen Millimetern
Gesamtstärke zusammen. Kein Wunder, irgendwann gewinnt die Erdanziehungskraft.



Ein guter halber Quadratmeter Deckenanstrich.


Wenn doch einmal wenigstens irgendetwas passen würde.
Hier sehen wir einen Teil des Fußbodens, der sich mittig wölbt, was zur Folge hat,
daß auf der linken Seite zwei Zentimeter auszugleichen sind, rechts derer drei.


Es gibt deutlich angenehmere Arbeitsplätze, zumal es hier kein Fenster gibt und
die Temperaturen bei über 40 Grad lagen. Das bisschen Staub wirkt sich da kaum noch aus.


Hier lässt sich schon erahnen, was mit dem gewonnenen Platz gemacht wird.
Irgendwo müssen Boiler und Unterputzspülkasten ja hin.


Es gibt weitere Fortschritte. Wo einstmals die Badewanne stand, gab es keinen Estrich, nur
nackten Betonboden. Entsprechend wurde ein neuer Estrich mit den erforderlichen
Gefällen für die bodenebene Dusche eingebracht. Hier wurde auch schon die
Abdichtung vorgenommen.
Was schaut denn da links aus der Wand?
Rechts unten ist noch der alte Bodenablauf des zuvor installierten Stand-WC
zu sehen, rechts daneben schaut es schon moderner aus.

Auch wird der Raumgewinn deutlich; das alte WC nahm die halbe Badezimmer-
breite ein, das neue nurmehr 1/3 davon. Außerdem rückt das neue WC näher zur Türe, wo
es trotzdem mehr Platz als vorher gibt. Zusätzlich wird dadurch, und durch andere Maßnahmen, die verfügbare Breite der Dusche von zuvor ca. 70 cm, auf 90 cm
vergrößert.


Dichtgewebe muß zwar nicht nochmals abgedichtet werden, aber wenn man
schon mal dabei ist.. so sind auch die Übergänge, die oft eine Schwachstelle sind,
keine solchen mehr, sondern alles ist, buchstäblich, aus einem Guß.


Wenn man anderntags wiederkommt, hängen plötzlich schon Fliesen an der Wand -
oder war man´s gar selbst?  Nicht nur hohe Temperaturen, sondern auch
eine Luftfeuchte in der Gegend um 100% lassen einen manchmal
wie im Tran arbeiten und waren permanent für ewig lange Wartezeiten
verantwortlich, weil nichts trocknen wollte. Der Dichtanstrich, zum Beispiel,
der eigentlich nach 18 Stunden ausgehärtet sein sollte, war nach 35 Stunden
immer noch klebrig. Daher mussten die laufenden Arbeiten oft unter-
brochen werden, was die Fertigstellung verzögerte.


Der Mieter wünschte sich ein schwarz-weißes Bad, mit Schwerpunkt auf
Schwarz. Ich tat, was ich konnte, denn hell macht groß, dunkel klein.
Nicht tatsächlich, aber optisch, was bei diesen Abmessungen
allerdings kaum einen Unterschied macht.
Entsprechend versuchte ich, mit Glasmosaiken und Edelstahlprofilen
für Auflockerung und Abwechslung zu sorgen.


Ein gläsernes Duschpaneel der Luxusklasse. Dieses hängt nun am Platz des
alten Boilers, jetzt wesentlich sinnvoller genutzt.
Und im Glas spiegelt sich sogar etwas wider.



Aah, ein Handtuchheizkörper.
Von Vermieterseite wurde ein möglicher Rückbau, wieder hin zu einer
Badewanne, gewünscht. Ensprechend hängt der Heizkörper so, daß
diese darunter passen würde.

Durch das Verlegen des Heizkörpers von unmittelbar rechts neben der Eingangstüre
nach der gegenüberliegenden Seite, hinten links, entsteht beim
Waschbecken mehr Platz für Wichtiges.
Und noch mehr Vorteile gibt es, z.B. vorgewärmte Handtücher,
nachdem man aus der Dusche kommt.
Aber noch eine Besonderheit habe ich hier eingebaut:
Die Heizungsrohre wurden im neuen Estrich mit einer nur geringen
Isolierung verlegt. Der gewünschte Nebeneffekt wird sein,
daß der Boden der Dusche angenehm temperiert sein wird.


Wo es vorher nur ein Abluftloch gab, wacht jetzt ein feuchteregulierter Abluftventilator
mit Nachlaufautomatik für ein möglichst angenehmes Raumklima - und natürlich
für ein schimmelfreies Bad.
Die komplett sanierte Decke wurde u.a. mit einem atmungsaktiven Streichputz versehen, der dieser eine auflockernde Struktur verleiht.

Damit man in dem fensterlosen Badezimmer wenigstens angenehmes
"Tageslicht" hat, wurde ein dimmbares LED-Lichtband verbaut.


Hinter dieser Verkleidung verbirgt sich der Boiler. Zu Wartungszwecken kann diese jederzeit und sehr einfach entfernt werden. Ich habe ein extrem flaches
Modell besorgt, das sich in dem zur Verfügung stehenden Platz unterbringen liess.
Durch diese diversen Tricks wirkt das Badezimmer jetzt nicht nur wesentlich
leichter und größer, es ist es auch tatsächlich. U.a. auch deshalb, weil ich, wo möglich,
die vier bis fünf Zentimeter starken "Mörtelkleckse", auf denen die alten Fliesen montiert waren, entfernte und einen flachen, kompakten Grundputz aufzog.
Und nicht nur, weil im Bad jetzt kein sichtbarer Boiler mehr hängt, wirkt dieses
nun deutlich moderner.


Das Bedienfeld für den Boiler findet sich hinter der linken
Türe des Spiegelschranks. In dessen Rückwand sowie in der
verfliesten Boilerabdeckung finden sich entsprechende Ausschnitte.



Wäre der Heizkörper noch am alten Platz, wäre der Waschtisch jetzt gut 20 cm näher am WC.
Nun gibt es dort aber genug Raum, obgleich das WC weiter nach rechts rückte.


 Hier ist noch der Anschluß des alten Heizkörpers zu sehen, auf den der neue Abzweig aufgeflanscht wurde. Dieser wird noch verkleidet. Ein dorthin verlegtes Kabel macht aus der entstehenden Box dann eine nützliche Mehrfachsteckdose, von der jedermann annehmen wird, daß sie von Anfang an gewollt war und nicht etwa einen Heizungs-
rohranschluß verbirgt. Natürlich hätte man auch die Wand aufstemmen und den Anschluß
unsichtbar in selbige verlegen können. Aber was passiert, wenn die alten, untereinander verschweißten Rohre beim Gewindeschneiden undicht werden?


Kann sich doch sehen lassen, wenngleich die Fotos unmittelbar nach
der Endreinigung entstanden.

Die Oberseite des weißen Glaswaschtisches schließt exakt mit der Unterkante
der Glasmosaikbordüre ab.


Die Duschkabine bietet die Besonderheit, daß die feststehende Glaswand wegen der nach rechts rund 30 cm tiefen Nische nur 70 cm misst, die Tür hingegen etwas über 90 cm; eine Sonderanfertigung mit jeder Menge Platz für´s Duschen.




Hier kommt rechts neben den Waschtisch noch ein ausziehbarer Handtuchhalter.