... ist dieser traditionelle toscanische Rustico.
Nachdem
das ehemalige Bauernhaus verlassen wurde, stand es lange leer. Wie so
häufig, wurde es dem Verfall preisgegeben, bis teilweise wenig mehr
übrigblieb, als eingestürzte Mauern, deren Reste, wie kariöse
Zahnfragmente aussehend, in den Himmel ragten.
Alle
Jahre wieder, immer wenn, für zwei, drei Wochen, die Eigentümer aus
Deutschland kamen, werkelten wir gemeinsam, räumten Schutt weg,
schleppten Steine, durchdachten das Konzept, begannen mit den
Sanierungsarbeiten, stießen dabei auf Vermoderndes und Vermodertes, was
zum Umdenken zwang, usw., usw....
Nach
und nach fügten sich aber einzelne Steine wieder zu Mauern zusammen,
schützte ein Dach Räume, in denen zuvor Lianen und Siebenschläfer ihr
Unwesen trieben. Besonderen Wert legten wir darauf, daß, obwohl komplett
neu gebaut, alles schön alt, fast schon baufällig aussehen sollte.
Viele moderne und tragende Teile wie Hohlziegelblöcke, Stahlträger oder
selbstgegossene Stahlbetonkonstruktionen sind daher allenfalls zu
erahnen, nicht jedoch zu sehen.
Auf
eine originalgetreue Optik wurde allerdings bewußt verzichtet. Ein
bisschen Komfort und eigene Ideen sollten die Räume schon bieten. Wo
immer möglich wurde versucht, Dinge und Baumaterialien, die der
ehemalige Schuttberg und das eigene Gelände hergaben, wieder der
Bausubstanz zuzuführen. Dies betrifft natürlich insbesondere die
Natursteine, aber auch umgearbeitete Dinge wie alte Balken usw.. Oft
wurden auch Bäume aus dem eigenen Wald in Dach- und Stützbalken
umfunktioniert.
Hier
ist eigentlich eine ehemalige Innenwand zu sehen. Der Teil dahinter ist
bereits komplett neu hochgezogen, inklusive erdbebensicherem
Stahlbetongurt und Dächern auf verschiedenen Ebenen und mit
verschiedenen Gefällen. Der ehemalige Fußboden im Vordergrund wurde vor
Jahren, weil komplett eingestürzt, durch Welleternit ersetzt, sodaß
wenigstens die Mauern und der darunterliegende Fußboden einigermaßen
trocken blieben. Über viele Jahre hinweg stand die eigentliche
Haustreppe im Freien, Wind und Wetter ausgesetzt.
Nachdem
sie von Schlingpflanzen, Schutt und einer darauf und darunter
errichteten wackeligen Begrenzungsmauer aus alten, verwitterten Ziegeln
befreit wurde, konnte es an ihre Sanierung gehen, die, wie so vieles auf
dieser Baustelle, abenteuerlich anmuten mag. Die Steinstufen wurden
zunächst in ihren originalen Aufnahmen der Außenwand belassen und mit
Baumstämmen und Balken abgestützt.
Anschließend
wurde, gründend auf einem gemauerten Bogen, eine solide
Ziegelstützmauer hochgezogen, die die Treppenstufen nun unterfängt. Erst
danach wurde deren Sitz in der Außenmauer korrigiert und gesichert. Wo
kein Kran zur Hand ist, müssen Einfallsreichtum und Improvisation diesen
ersetzen.
Danach
ging es daran, auch diesen Teil der Ruine wieder aufzubauen. Hierzu
wurden Trag- und Zwischenbalken eingezogen. Anschließend wurden drei
Säulen aus "Mezzane", alten flachen Ziegeln, errichtet. Müßig zu
erwähnen, daß die Wand im Untergeschoß, die das alles tragen sollte,
erst aus großen Steinblöcken und mit viel.. sehr viel Mörtel wieder
aufgemauert werden mußte. In die Säulen eingezogen ist jeweils starker
Baustahl, der zum einen in der Tragmauer gründet, zum anderen auch die
später noch an dieser Stelle durchbohrten und auf die Stahlstäbe
aufgesetzten Dachbalken gegen ein Verrutschen sichert und Stabilität
gibt.
Einen Tag später sah das Ganze dann so aus...
...
bzw. wünscht man sich das manchmal, wenn das Mörteleimerschleppen, das
dauernde Hoch und Runter auf der Leiter, schmerzende Rücken und Arme vom
Steine- und Balkenschleppen, irgendwie gar kein Ende mehr nehmen
wollen.
Wie man erahnen kann, wurden die Säulen maßgerecht zu den zuvor bereits besorgten Fenstertüren gemauert.
Einstweilen
ziert nun eine Terrasse diesen nach Süden hin liegenden Ruinenteil.
Aber vielleicht kommen ja irgendwann noch fünf Stockwerke drauf, wer
weiß.
Da
der Raum unter der Treppe mal ein kleines Badezimmer werden soll, mußte
diese verlässlich wasserdicht gemacht werden. Natürlich hätte ich sie
gerne harmonischer restauriert, aber manchmal beißen sich eben optische
Ansprüche und moderne Funktionalität. Aber wenn verputzte Stellen
erstmal mit ein bisschen Farbe behandelt, oder aber von Flechten und
Moos überwachsen werden, sieht es schon wieder ganz anders aus. Dies
gilt auch für die Säulen und den Cotto der Terrasse, die eigentlich noch
abgesäuert gehören.
Der
Unterbau der Terrasse ist so ausgelegt, daß man selbst eine Party mit
50 Gästen nicht aus statischen Gründen auf festen Boden verlegen muß.
Und falls irgendwann tatsächlich noch fünf Stockwerke draufkommen
sollten, wäre das auch kein Problem.
Die
Nordseite der ehemaligen Ruine; auch wenn es nicht so aussieht, hier
ist fast alles neu. Angefangen bei dem größten Teil der Außenmauern,
über sämtliche Balken, bis hin zu Tür, Fenstern und Dächern (mit
Isolierschicht). Teilweise sind die Außenmauern massiv aus Naturstein,
teilweise mit diesem verblendet, sodaß Ziegelmauern oder robuste
Statikelemente kaschiert werden. Diese verbergen sich zumeist auch
hinter den verputzten Flächen. Ein bisschen in die Landschaft passende
Farbe wird hier noch Wunder wirken.
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