Samstag, 13. Juli 2024

Aus Ruinen auferstanden ...

 ... ist dieser traditionelle toscanische Rustico.


Nachdem das ehemalige Bauernhaus verlassen wurde, stand es lange leer. Wie so häufig, wurde es dem Verfall preisgegeben, bis teilweise wenig mehr übrigblieb, als eingestürzte Mauern, deren Reste, wie kariöse Zahnfragmente aussehend, in den Himmel ragten.  

Alle Jahre wieder, immer wenn, für zwei, drei Wochen, die Eigentümer aus Deutschland kamen, werkelten wir gemeinsam, räumten Schutt weg, schleppten Steine, durchdachten das Konzept, begannen mit den Sanierungsarbeiten, stießen dabei auf Vermoderndes und Vermodertes, was zum Umdenken zwang, usw., usw....

Nach und nach fügten sich aber einzelne Steine wieder zu Mauern zusammen, schützte ein Dach Räume, in denen zuvor Lianen und Siebenschläfer ihr Unwesen trieben. Besonderen Wert legten wir darauf, daß, obwohl komplett neu gebaut, alles schön alt, fast schon baufällig aussehen sollte. Viele moderne und tragende Teile wie Hohlziegelblöcke, Stahlträger oder selbstgegossene Stahlbetonkonstruktionen sind daher allenfalls zu erahnen, nicht jedoch zu sehen. 

Auf eine originalgetreue Optik wurde allerdings bewußt verzichtet. Ein bisschen Komfort und eigene Ideen sollten die Räume schon bieten. Wo immer möglich wurde versucht, Dinge und Baumaterialien, die der ehemalige Schuttberg und das eigene Gelände hergaben, wieder der Bausubstanz zuzuführen. Dies betrifft natürlich insbesondere die Natursteine, aber auch umgearbeitete Dinge wie alte Balken usw.. Oft wurden auch Bäume aus dem eigenen Wald in Dach- und Stützbalken umfunktioniert.


Hier ist eigentlich eine ehemalige Innenwand zu sehen. Der Teil dahinter ist bereits komplett neu hochgezogen, inklusive erdbebensicherem Stahlbetongurt und Dächern auf verschiedenen Ebenen und mit verschiedenen Gefällen. Der ehemalige Fußboden im Vordergrund wurde vor Jahren, weil komplett eingestürzt, durch Welleternit ersetzt, sodaß wenigstens die Mauern und der darunterliegende Fußboden einigermaßen trocken blieben. Über viele Jahre hinweg stand die eigentliche Haustreppe im Freien, Wind und Wetter ausgesetzt. 


Nachdem sie von Schlingpflanzen, Schutt und einer darauf und darunter errichteten wackeligen Begrenzungsmauer aus alten, verwitterten Ziegeln befreit wurde, konnte es an ihre Sanierung gehen, die, wie so vieles auf dieser Baustelle, abenteuerlich anmuten mag. Die Steinstufen wurden zunächst in ihren originalen Aufnahmen der Außenwand belassen und mit Baumstämmen und Balken abgestützt.


Anschließend wurde, gründend auf einem gemauerten Bogen, eine solide Ziegelstützmauer hochgezogen, die die Treppenstufen nun unterfängt. Erst danach wurde deren Sitz in der Außenmauer korrigiert und gesichert. Wo kein Kran zur Hand ist, müssen Einfallsreichtum und Improvisation diesen ersetzen.





Danach ging es daran, auch diesen Teil der Ruine wieder aufzubauen. Hierzu wurden Trag- und Zwischenbalken eingezogen. Anschließend wurden drei Säulen aus "Mezzane", alten flachen Ziegeln, errichtet. Müßig zu erwähnen, daß die Wand im Untergeschoß, die das alles tragen sollte, erst aus großen Steinblöcken und mit viel.. sehr viel Mörtel wieder aufgemauert werden mußte. In die Säulen eingezogen ist jeweils starker Baustahl, der zum einen in der Tragmauer gründet, zum anderen auch die später noch an dieser Stelle durchbohrten und auf die Stahlstäbe aufgesetzten Dachbalken gegen ein Verrutschen sichert und Stabilität gibt.

Einen Tag später sah das Ganze dann so aus...


... bzw. wünscht man sich das manchmal, wenn das Mörteleimerschleppen, das dauernde Hoch und Runter auf der Leiter, schmerzende Rücken und Arme vom Steine- und Balkenschleppen, irgendwie gar kein Ende mehr nehmen wollen.

Wie man erahnen kann, wurden die Säulen maßgerecht zu den zuvor bereits besorgten Fenstertüren gemauert.



Einstweilen ziert nun eine Terrasse diesen nach Süden hin liegenden Ruinenteil. Aber vielleicht kommen ja irgendwann noch fünf Stockwerke drauf, wer weiß.

Da der Raum unter der Treppe mal ein kleines Badezimmer werden soll, mußte diese verlässlich wasserdicht gemacht werden. Natürlich hätte ich sie gerne harmonischer restauriert, aber manchmal beißen sich eben optische Ansprüche und moderne Funktionalität. Aber wenn verputzte Stellen erstmal mit ein bisschen Farbe behandelt, oder aber von Flechten und Moos überwachsen werden, sieht es schon wieder ganz anders aus. Dies gilt auch für die Säulen und den Cotto der Terrasse, die eigentlich noch abgesäuert gehören.

Der Unterbau der Terrasse ist so ausgelegt, daß man selbst eine Party mit 50 Gästen nicht aus statischen Gründen auf festen Boden verlegen muß. Und falls irgendwann tatsächlich noch fünf Stockwerke draufkommen sollten, wäre das auch kein Problem.




Die Nordseite der ehemaligen Ruine; auch wenn es nicht so aussieht, hier ist fast alles neu. Angefangen bei dem größten Teil der Außenmauern, über sämtliche Balken, bis hin zu Tür, Fenstern und Dächern (mit Isolierschicht). Teilweise sind die Außenmauern massiv aus Naturstein, teilweise mit diesem verblendet, sodaß Ziegelmauern oder robuste Statikelemente kaschiert werden. Diese verbergen sich zumeist auch hinter den verputzten Flächen. Ein bisschen in die Landschaft passende Farbe wird hier noch Wunder wirken.



Handgemachter Cotto ...

 ... ziert diese Terrasse vor einem Haus inmitten eines mittelalterlichen Dorfes in der Toscana. Erstaunlich, wie eine Gerümpelecke auf einmal zur Schokoladenseite des Hauses wird.

Wo Anfangs nur Bauschutt und Erdreich waren, legte ich eine Terrasse passend zum Gesamtambiente an, wobei Liebe zum Detail ebenso eine Rolle spielte, wie solide deutsche Handwerkskunst. Insgesamt mussten sieben verschiedene Gefälle berücksichtigt werden. U.a. deshalb, weil links der Terrasse ein steiler Weg verläuft, an den sie sich weich anschmiegen sollte, ohne daß Stufen die Harmonie stören. Unter der gesamte Terrasse liegt ein komplett entkoppeltes, frostsicheres Stahlbetonfundament, in welchem Leerrohre für z.B. die elektrische Versorgung der Umwälzpumpe für den Brunnen verlaufen, um den ich die Terrasse, nachdem ich ihn zuvor anhob, förmlich herumbaute. Den zuvor nicht nutzbaren Bogeneingang in das Untergeschoß ziert nun eine breite, bequeme Stufe.

Für die Terrasse selbst, ihre Einfassung und kleine Schmankerl, verwendete ich handgemachten Cotto, Pietra Serena, ein grauer Sandstein der Region, sowie Dinge, die eigentlich schon für den Abtransport auf die Schutthalde aussortiert waren.






Der erste Pizzaofen nördlich der Alpen ...

 

... der von mir entworfen und realisiert wurde. Der Auftrag lautete auf einen funktionellen, massiven und rustikalen Ofen, der mediterranes Ambiente ausstrahlen sollte. Ansonsten hatte ich bei Entwurf und Gestaltung freie Hand.

Platzwahl und Grundriß wurden der örtlichen Gegebenheit angepasst. Der Ofen wurde auf einem bislang praktisch nicht genutzten Teil der Terrasse so gebaut, daß die Öffnung (das Feuerloch) zum überdachten Sitzplatz hin ausgerichtet ist. Auf diese Weise ist der "Pizzaiolo" nicht gezwungen, auf irgendeinem dunklen oder zugigen Eck des Grundstücks sein sonst meist einsames Werk zu verrichten, sondern ist Teil der Gruppe. Die am Tisch sitzenden Gäste können von ihrem Platz die ganzen Vorgänge verfolgen und ihre Pizza entstehen sehen, wodurch das eigentliche Essen zu einem Gesamterlebnis wird. Direkt am Ofen befinden sich Arbeitsplatte, Zutatenregal und Unterschrank. Wer möchte belegt sich seine Pizza selbst.

Der Kamin wurde, des Dachüberhanges des Hauses wegen, mit der Öffnung nach vorne gebaut, sodaß sich heiße Rauchgase nicht unter der Holzvertäfelung verfangen können. Selbstverständlich wurde die Hauptwindrichtung berücksichtigt und zum Haus hin eine Isoliersperrschicht eingebracht.

Um den Ofen möglichst vielfältig einsetzen zu können, wurde er eher als Backhaus mit einem hohen und großflächigen Brennraum ausgelegt, in dem nicht nur Pizza, sondern auch Brot, Fleisch oder auch ein ganzes Lamm am Drehspieß gegart werden können.







So ein ...

 Freisitz mitten im Wald ist eine tolle Sache. Ganz besonders natürlich, wenn er auch noch über einen beheizten Whirlpool verfügt. Dazu noch ein Badehäusschen nach Maß mit Schlafsofa, gedeckt mit handgeschnitzten original Tegernseer Lärchenschindeln, Satellitenfernsehen und andere Annehmlichkeiten... da lässt sich´s aushalten.

Dieses "Pensatoio" wurde in den Apenninausläufern mit Blick auf Florenz in Hanglage errichtet. Es wurde nirgends Beton verbaut; die Stützen gründen allesamt in einer Drainageschicht aus gestampftem Kies. Die Höhe über Grund des Whirlpools beträgt ca. 6 Meter. Gegen mögliche Schwingungen wurde die Gesamtkonstruktion mit Stahlseilen verspannt.

Sieht einerseits harmonisch und fast unauffällig, andererseits spektakulär aus. Dies sind auch die Gesamtkosten in Höhe von ca. 25.000,- Euro. Größter Posten hierbei ist der Whirlpool, aber auch Holz ist teuer. Viele versteckte Kosten, die die Anlage erst möglich und angenehm machen, schlagen ebenso zu Buche. Eine Spezialmaschine zum Beispiel, die, steil durch den Wald hinunter, einen 50 cm tiefen Graben durch den Boden fräste, um Leerrohre für Wasser- und Stromversorgung verlegen zu können. Eine Pfahlbohrmaschine, um jede Menge einen Meter tiefe Löcher im steinigen Bergboden ausheben und die Stützpfähle setzen zu können. Aber auch viel kaschierte und indirekte Beleuchtung, die sogenannten "Kleinteile", viele davon extra angefertigt, und natürlich auch ein bisschen Arbeitslohn.

Ich liebe Aufträge, bei denen ich nicht auf das Geld achten muß. Wie ich aber immer wieder feststelle, kommt dies den Auftraggeber in aller Regel am günstigsten. Wo nicht gefummelt werden muß, sondern ich Qualitätsteile verwenden kann, arbeitet es sich schneller und müheloser. Außerdem kann ich ganz beruhigt in einem Jahrzehnt mal wieder vorbeischauen, wohl wissend, daß noch alles an seinem Platz ist und funktioniert.














Kieselsteine und altes Gerümpel ...

 

... können durchaus das Auge erfreuen und äußerst praktisch sein.

Wie oft findet man, alleine oder beim Familienausflug, wunderschöne Kieselsteine, die wenig später, nach der anfänglichen Freude und Sammlerleidenschaft, meist in irgendeiner alten Dose ihr Dasein fristen. Beim Aufräumen stolpert man dann irgendwann darüber, ebenso wie über Tellerscherben und sonstigen "Unrat".


In diesem Fall wurden die meisten Dinge aber im Vorfeld mit voller Absicht angesammelt, damit, wenn man dann iiiiirgendwann mal etwas Zeit übrig hat, etwas Brauchbares daraus entstehen kann.


Dann benötigt man noch etwas Eisen ...


das zurechtgeschnitten ...


in Form gelegt ...

und verschweißt wird. Fertig ist der Rahmen für ...


die nachfolgende Schweinerei! 


In ein Mörtelbett ...

das mit einem Eisengitter verstärkt wird ...


legt man nach einem Vortest ...

das ganze Gerümpel hinein ...

bis man nichts mehr davon sieht.


So langsam, wenn der Mörtel beginnt, auszuhärten, wird die oberste 
Schlämmschicht mit einem weichen Schwamm entfernt ...


bis das Ganze so aussieht!

Nach ein paar Tagen schweißt man noch die vorbereiteten Beine an ...

und endlich hat man einen Abstellplatz für sein Bier.


Die erwähnte Schweinerei ist, wie der hier eingearbeitete Schweinezahn zeigt, 
übrigens durchaus wörtlich zu nehmen.


Nun sollen Rahmen und Beine, die aus Roheisen bestehen, noch schön einrosten. Danach werden sie, ebenso wie die Tischplatte auch, lackiert, bzw. im Nasseffekt versiegelt (Fotos folgen!).

Kieselsteine Steintisch Mosaik

Sonne...

 

eigentlich wollte ich am heutigen Sonntagvormittag nur auf der Bank in der Sonne sitzen und meinen Schnupfen auskurieren. Aber irgend´was is´ immer...

Und so holte ich mir ein Stück Holz aus der Garage, das ich einmal aus einer Klamm in den Alpen mitgebracht hatte. Damals wog es noch gut 30 Kg, vollgesogen mit Wasser, und der Weg bis zum Auto zog und zog sich über Kilometer.

Nun, Monate später, ist es trocken, fast federleicht und wird einmal ein sehr nützlicher Einrichtungsgegenstand werden.


Obwohl der Bach schon viel Arbeit vorgeleistet hat, indem er das Holzstück 
mit jeder Menge Geschiebe bearbeitet hat, muss es dennoch von Hand mit Schleifpapier nachbearbeitet werden.


Danach kommt ein Zwischenschritt, der Naturliebhabern die Tränen in die Augen treibt. 
Aber Frauen mit ihrem Deko-Tick haben ja manchmal ganz eigene 
Vorstellungen von Schönheit.


Wie´ s weitergeht, demnächst hier...


Schon etwas länger...

 ist das Holzstück aus der Alpenklamm nun seinem geplanten Zweck zugeführt worden, aber Fotos gibt´s erst heute...


... denn erst seit gestern hängt das Ding endlich an seinem Bestimmungsort.


Und nun kann man sogar erkennen, was daraus geworden ist.



Es sind zwar ein bisschen viele Garderobenhaken, die den künstlerischen Anspruch des Herstellenden stören, aber die Auftraggeberin, die Finninger Perlenwerkstatt, erwartet viel Besuch
- und irgendwo müssen die Jacken und Mäntel ja hin.


 Und nun ist auch das Rätsel um die farbliche Verunstaltung gelöst, die
zwischendurch mal so aussah:


 Der Firlefanz mit den abgeschabten Farben gilt als schick, und so müssen, wenn das Werkstück keine Farben aufweist, und schon gar keine abgeschabten, diese erstmal aufgetragen werden, damit man sie dann wieder abschaben kann :-)

Die Garderobenhaken sind aus Lucca, Toscana und machen sich in dieser
bayerisch-toscanischen Symbiose sehr gut.